Zu meiner Arbeit als Tagesmutter - Edda Bastian - Tagesmutter - Freiburg-St. Georgen

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Kindererziehen ist ein Beruf wo man Zeit zu verlieren
verstehen muss, um Zeit zu gewinnen.“
J.-J. Rousseau

Zu meiner Arbeit als Tagesmutter

Als Jugendliche habe ich selbst die Waldorfpädagogik kennen und schätzen gelernt. Unsere vier Kinder besuchten daher den Waldorfkindergarten und die Waldorfschule. So bin ich in deren Pädagogik mehr und mehr hineingewachsen. Als langjährig arbeitende Tagesmutter kann ich selbst auf einem großen Erfahrungsschatz aufbauen. Neben den Fortbildungen die für Tagesmütter angeboten werden arbeite ich seit Jahren in einem Arbeitskreis für waldorforientierte Kleinkindbetreuung mit.

Für meine kleine, meist altersgemischte Gruppe bis Kindergartenalter gibt es vier mal in der Woche einen festen Tagesablauf. Zwischen 7:30 bis 14:30 Uhr sollen Rhythmus und Wiederholung grundlegende Elemente der Gestaltung sein. Durch das Wissen, dass der vertraute Ablauf sich wiederholt wird die Grundlage für Geborgenheit und Vertrauen in die Welt geschaffen. Rituale, Reime, Fingerspiele und Lieder schaffen Übergänge und Freude. Auch im Wochenrhythmus verankerte Angebote wie das Backen oder Aquarellmalen geben den Kindern Sicherheit. Die Jahresfeste werden durch Lieder und Gestaltung des Jahreszeitentisches erfahrbar gemacht.
Den Wechsel von Regen, Schnee, Sonne, warm, kalt usw., erleben die Kinder hautnah draußen. Wir gehen täglich meist auf den Schönberg. Hier gibt es noch Blumenwiesen, Hügel, kleine Pfade, Abhänge zum Rutschen, Lehm, Wasser und Maulwurfshaufenerde. Überall gibt es Möglichkeiten sich auszuprobieren und die Kinder können ihrem Beruf nachgehen – dem Spielen.

Sobald die Kinder laufen können, laufen sie auch selbst – oft bis zum Waldrand und wieder zurück. Wir haben immer Zeit und können jeden Käfer zwischendurch bestaunen oder im Frühling Pusteblumen pflücken.
Das kleine Kind ist noch ganz offen für jegliches Tun. Es lebt noch ganz in der Nachahmung. So wähle ich aus den Alltagstätigkeiten diejenigen aus, die für die Kinder überschaubar sind und nachgeahmt werden können. Meine eigenen Handlungen und Verrichtungen, meine Achtsamkeit und meine Sprache, selbst meine innere Haltung, wird vom Kind abgeschaut. So versuche ich, auch durch meine positive Grundeinstellung dem Leben und der Natur gegenüber, ihnen Vorbild zu sein und gebe durch mein Schaffen dem Kind die Freiheit Dinge auszuprobieren und selbstwirksam zu werden.

Lernen durch Nachahmung setzt Sinneswahrnehmung voraus. Dies ist die Basis für die geistige und seelische Entfaltung des Kindes. Für die Entwicklung sind die vier Basalsinne wie Lebens,- Tast-, Gleichgewichst- und Bewegungssinn sehr, sehr wichtig.
Sinneserlebnisse kann und soll das Kind daher durch unser tägliches Tun wohldosiert empfangen.
So regen auch hier Zuhause Naturmaterialien die Kinder an damit zu spielen und zu arbeiten. Bewegungselemente , wie Pikler-Dreieck, Rutsche oder Treppe animieren zum Klettern und Bewegen.
Die Pflege des Kindes nimmt ebenfalls einen großen Stellenwert ein. Sie passiert nicht einfach so zwischendurch sondern es entsteht bei der Versorgung eine Beziehung - ein Miteinander zwischen mir und dem Kind. Hier, wie auch bei der freien Bewegungsentwicklung, orientiere ich mich an den Erkenntnissen von Dr. Emmi Pikler.

Eine achtsame Haltung gegenüber der individuellen Entwicklung und selbständigen Persönlichkeit des Kindes ist mir daher selbstverständlich. Jedes Kind soll die Zeit bekommen, die es für den nächsten Entwicklungsschritt benötigt. Damit meine ich kein Sitzen wenn es sich noch nicht selbständig  hinsetzt. Kein Laufen an der Hand wenn es noch nicht selbst läuft. Es wird in keine Position gebracht, die es von sich aus nicht einnehmen kann. Sie bekommen auch Zeit mit zu tun, z.B. beim Wickeln und An- und Ausziehen, oder selbst tun z.B. Treppe steigen. Diese besondere Art der Zuwendung, wie Emmi Pikler es beschreibt, bewirkt, dass die Kinder durch unser miteinander Umgehen, Zufriedenheit zeigen und sich wieder dem eigenen Spiel widmen können. Daneben wird  schon so Selbstvertrauen erlernt.

In den ersten drei Lebensjahren lernt ein Kind so viel wie nie wieder. Gehen, Sprechen und Denken. Sie sind die Basis für die weitere Persönlichkeitsentwicklung.  

Die Bindung an die Eltern, aber eben auch an mich als neue Bezugsperson, ist für das Kind sehr wichtig, um seinen Entwicklungsaufgaben entspannt nachzugehen. Es braucht das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit um neue Situationen nicht als Bedrohung sondern als Herausforderung zu sehen.  
Die Eingewöhnungszeit – die Bindungsaufbauzeit – ist für das Kind, die Eltern, den anderen Kindern in der Gruppe und auch für mich sehr spannend und anstrengend. Ich möchte diese Zeit daher behutsam gestalten, damit sich das Kind bei mir und in der neuen Umgebung wohlfühlen kann.

Die Verantwortung, die ich als Tagesmutter für Ihre Kinder trage, ist mir bewusst. Die Aufgabe, die ich mir stelle könnte so lauten:

„Ich möchte den Kindern in einer schönen, ausgesucht gestalteten Umgebung
eine liebevolle, freudige Atmosphäre schaffen. Jedes Kind soll Geborgenheit und
Verlässlichkeit erfahren, dabei Raum bekommen für seine individuelle gesunde
körperliche, seelische, geistige und soziale Entwicklung.“


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